Anlässlich des Mauerfalljubiläums 2009 haben die Berliner Festspiele der Stadt ein ganz besonderes Geschenk gemacht. Vom 1. bis 4. Oktober konnten sich mehr als eine Million Berliner und Gäste aus der ganzen Welt auf ein sprichwörtlich gigantisches Theaterspektakel freuen. Auf Einladung von spielzeit’europa, der Theater- und Tanzsaison der Berliner Festspiele, kam die französische Straßentheater-Compagnie Royal de Luxe nach Berlin und erinnerte mit ihrem Riesen-Märchen von Trennung und Wiederfinden auf einzigartige Weise an die friedliche Revolution von 1989. Ein unvergeßliches Erlebnis!
Die Geschichte beginnt so fantastisch wie ein Riesen-Märchen nur beginnen kann: Vor langer, langer Zeit, als Berlin noch ein Sumpfgebiet war, lebten dort Riesen. So auch der Große Riese und seine Nichte, die Kleine Riesin. Als eines Tages Land- und Meeresungeheuer die Stadt trennten, einen Teil mit Mauern umschlossen und so die Riesen trennten, begann für beide eine schmerzvolle Odyssee. Während die Kleine Riesin sich mit ihrem Boot auf die Suche nach ihrem Onkel begab, gelang es dem Großen Riesen nach vielen Jahren, den schlafenden Geysir am Meeresgrund zu finden. Unsaft geweckt, lässt dieser die Erde erbeben und bringt so die Mauer zum Einsturz – der Weg für ein Wiedersehen ist geebnet. An dieser Stelle setzte nun im Oktober die Geschichte ein, die der künstlerische Leiter und Gründer von Royal de Luxe, Jean Luc Courcoult, speziell für Berlin zur Erinnerung an den Mauerfall vor 20 Jahren geschrieben hat.
QuelleText: Berlin AV / Pressetexte der Veranstaltung
Wir erfuhren von diesem Event aus der Berliner Abendschau. Da mussten wir hin. Als wir uns an unserem 1. Tag in Richtung rotes Rathaus auf machten, ahnten wir noch nicht was uns erwartet.
Es waren schon viele tausende von Menschen dort.
Nun erblickten auch wir das 1. Mal dieses entzückende Wesen, über die ganz Berlin sprach.
Die kleine Riesin 7,5 m groß mit einem Charme, der einen verzaubert.
Man kann es sich nicht vorstellen, wenn man es nicht mit eigenen Augen erlebt hat.
Sie wurde gerade vor dem roten Rathaus geduscht und angezogen.
Dann folgte eine Runde um das Rathaus, mal schwebend, mal sitzend in einem Boot und dann weiter laufend.
Die Artisten der französische Straßentheater-Compagnie Royal de Luxe bewegen dieses fantastische Wesen so geschickt, dass man meinte sie lebt wirklich.
Selbst als sie hinter dem Rathaus mal aufs Tröpfchen muss………denkt man nicht mehr an eine Puppe.
Unser Herz hat dieses Wesen voll erobert und wir werden sie die 3 Tage mit begleiten.
Am Rathaus bekommt die Kleine nun noch ein Eis. Dann geht es weiter zum Bebelplatz. Wir verabschieden uns bis zum Abend.
Nun machten wir uns auf zum Lustgarten. Wieder strömten viele Menschen mit uns in diese Richtung.
Was uns nun erwartete ahnten wir noch nicht.
Die kleine saß in ihrem Liegestuhl am Lustgarten. Mit einer Decke zu gedeckt neben ihr ein wärmendes Feuer……es ist ja schließlich Oktober und die Nächte werden schon sehr kalt.
Die Augen waren geschlossen, der Brustkorb hob und senkte sich langsam, Atemgeräusche waren zu hören, ja sie schnarchte sogar.
So ging ein bezaubernder 1. Tag zu Ende. Die Kleine träumte wahrscheinlich schon von ihrem Onkel. Den sie hoffentlich morgen sehen würde.
Für uns beginnt Tag 2
Der Große Riese taucht auf
Am Sonnabend, den 3. Oktober bei kühlen Temperaturen waren um neun Uhr morgens tausende Menschen auf den Beinen, alle wollten mit erleben, wie der Große Riese am Humboldthafen aus der Spree stieg.
Um diese 9,5 Meter große Marionette aus der Spree zu ziehen, ist schon schweres Gerät nötig.
Auf der Straße angekommen, wurde der Große Riese von offenbar völlig schwindelfreien Helfern in die Haltekonstruktion eingehängt und begann dann seinen Weg am Hauptbahnhof vorbei über die Moltkebrücke vorbei am Kanzleramt, dann zur Straße des 17. Juni und zum Brandenburger Tor. Immer begleitet von tausenden von Menschen.
Dort am Brandenburger Tor konnte er am Nachmittag des deutschen Nationalfeiertages seine kleine Nichte, die zur selben Zeit von Osten her zum Brandenburger Tor gelaufen war, in die Arme schließen. Bewegende Symbolik, die nicht wenigen Menschen zu Tränen rührte.
Die Nacht verbrachten die beiden Riesen Arm in Arm auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor.
Tag 3 letzter Tag mit Abschiedsschmerz
Vom Brandenburger Tor bis über die Straße des 17. Juni entlang findet eine große Parade statt.
Schlussendlich spuckt auch der riesige Postsack die lange unterschlagenen Briefe aus.
90 000 Kopien von Briefen und Postkarten, die in der DDR von der Stasi abgefangen wurden.
Die Kleine Riesin und ihr Onkel spazieren ab 11 Uhr gemeinsam vom Brandenburger Tor zur Moltkebrücke.
Um das alles genau mitzuerleben, machten wir uns auf zur Moltgebrücke. Wir hatten einen perfekten Platz mit direkter Sicht auf die Spree. Von dort werden die beiden Riesen mit Kränen auf ein Schiff verladen.
Wir mussten uns nur in Geduld üben, denn es dauerte noch 2 Stunden bis die Riesen von Brandenburger Tor hier her kamen.
Von weiten hörten wir schon die Musik, was dann folgte kann man nicht in Worte fassen.
Viele tausende von Menschen stehen am Ufer der Spree und verabschieden sich von den Riesen. Ein Spektakel, das Geschichte schreiben wird.
Wer noch etwas zu den Technischen Daten dieses Events erfahren möchte !
Royal de Luxe
Royal de Luxe ist keine gewöhnliche Theatercompagnie. Royal de Luxe, das sind Erfinder, Abenteurer, Poeten und Schrottsammler in einem. Seit über 30 Jahren steht dieser Name für außergewöhnliches Straßentheater, das überall auf der Welt zu sehen ist. Die Compagnie unter ihrem Leiter Jean Luc Courcoult gilt heute neben dem Théâtre du Soleil, das aber im Gegensatz zu Royal de Luxe immer ein festes Haus bespielt hat, als die große legendäre Theatertruppe Frankreichs.
Der öffentliche Raum ist die Herzensangelegenheit von Regisseur Jean Luc Courcoult, seine unerschöpfliche Quelle der Inspiration. So war es kein Zufall, dass er 1979 eine Compagnie gründete, die fast ausschließlich auf den Pflastern der großen Städte dieser Welt spielt, mitunter auch vor der beeindruckenden Kulisse afrikanischer oder asiatischer Landschaften. Dass seine Vorstellungswelt in keinster Weise dem alltäglichen Maßstab folgt, zeigen auch die außergewöhnlichen Figuren des Großen Riesen und der Kleinen Riesin, Marionetten der Größe XXL, die für weite Horizonte konzipiert sind. Die Riesen sind in den letzten Jahren als Protagonisten von Theaterereignissen für Millionen von Zuschauern zum unverwechselbaren Markenzeichen der Compagnie geworden. Für genau diese sich drängenden Menschenmengen macht Jean Luc Courcoult sein „Theater des Übermaßes“, für sie erzählt er Geschichten, in denen sich jeder wiederfindet, jeder mitzittern und seinen Spaß haben kann. Der Mann hinter Royal de Luxe spricht eine universelle Sprache, die sich ebenso auf Geschichten aus der Vergangenheit bezieht wie auf Ereignisse, die die Welt bewegen. Einige Kritiker bezeichneten ihn verdientermaßen als den „Schöpfer moderner Mythen“, als eine Art Visionär.
Technische Wunderwerke
Wenn Royal de Luxe seine Riesen auf die Reise schickt, kommen Kunstfertigkeit, Organisationstalent und technisches Fingerspitzengefühl zum Einsatz. Anders ließen sich die beiden Giganten von 15 und 7,5 Meter Höhe nicht bewegen. Beide Marionetten werden von Tragekonstruktionen gehalten, die ihre massiven Körper durch die Straßen wandern lassen. Für den Zauber ihrer unglaublich lebensecht wirkenden Bewegungen sorgen allein beim Großen Riesen 30 sogenannte „Liliputaner“, also jene Akteure, die der 2,5 Tonnen schweren Marionette Leben einhauchen. Die Kleine Riesin bringt im Vergleich zu ihrem Onkel immerhin noch 800 kg auf die Waage.
Die Körper der beiden Riesen sind Kunstwerke aus Stahl, Linden- und Pappelholz. Der Große Riese hat die sagenhafte Schuhgröße 237, die Perücke der Kleinen Riesin wurde aus 50 Pferdeschweifen geknüpft. Es bedarf jeweils eines immensen Aufwandes, um den Figuren diese beeindruckende menschliche Anmutung zu verleihen.
QuelleText: Berlin AV / Pressetexte der Veranstaltung